Eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Subsitution von fossilem Erdgas wurde ohne erkennbaren Grund verantwortungslos versenkt.

Biorender produziert seit einigen Monaten aus Fleischabfällen stabil wertvolles Biogas für die Gaskundschaft in den Städten St.Gallen, Winterthur, Schaffhausen, Flawil und Uzwil. Trotzdem steht das Unternehmen vor dem Konkurs. Gründe sind der Ausstieg eines Haupaktionärs und Grossbezügers (Wil) und die seit Juli ausbleibenden ökologischen Mehrwertzahlungen der Stadt Winterthur. Andererseits ist trotz allem eine neue Firma bereit, welche im Entsorgungsbereich viel Erfahrung hat, die Produktionsanlage zu übernehmen. Wichtige Bedingung dabei ist allerdings, dass die (noch) beteiligten Städte für die nächsten Jahre ihrerseits bereit sind, das Biogas zu einem Preis abzunehmen, welcher den ökologischen Mehrwert auch entsprechend vergütet. Tatsächlich muss, damit die Anlage in betrieblichen wie ökologischen Aspekten noch optimiert werden kann, nochmals in die Produktionssysteme investiert werden. Dass es überhaupt eine private Firma gibt, welche bereit ist, die Anlage weiterzubetreiben zeigt, dass diese durchaus Potential für die Zukunft trägt.

All das war auch den heutigen Gegnern sehr wohl bekannt. Trotzdem nehmen sie in Kauf, dass ein bestens funktionierender Betrieb sowie zahlreiche Arbeitsplätze vernichtet werden. Die bürgerlich-(grün)liberale Mehrheit stahl sie sich aus der konkreten Verantwortung für eine Zukunft mit weniger fossilen Energien, wie sie im Grundsatzbeschluss (2000Watt-Gesellschaft) durch das Volk Ende 2012 verankert und durch die Zustimmung zur Biorender-Vorlage im November 2013 bestätigt wurde. Die schräge Debatte um ein Nichteintreten auf die Vorlage im Rat wurde einmal mehr von kurzsichtigem und kleinmütigem Denken geprägt. Es ging um maximal 3 Mio. Franken pro Jahr, welche Stadtwerk aus dem Gashandel ohne Probleme finanzieren könnte. Es ging in keiner Weise um Steuergelder! Mit zunehmendem Biogasabsatz hätte dieser Betrag laufend verkleinert werden können. Statt Stadtwerk den Freiraum zu geben, seine Produktepalette auf mehr Biogas umzustellen, werden der Anlage nun grösste Knüppel in den Weg geworfen. Man muss sich nicht wundern, wenn schon bald die juristischen Klagen in Haus flattern. Ganz besonders enttäuschte die sture Haltung der Grünliberalen, welche bis zuletzt einer ökologischen Bilanz hinterherrannten, die man so einfach nicht erstellen kann. Tiermehl und Biogas ist Äpfel mit Birnen verglichen. Beide Endprodukte haben in der Energieversorgung, sowie in der Entsorgungs- und Wiederverwertungskette ihre Bedeutung. Das eine gegen das andere auszuspielen ist reine Seldwyla-Politik. Das ist etwa so unsinnig, wie wenn argumentiert würde, es dürften keine Tomaten mehr angebaut werden, nur weil sie eine schlechtere Energiebilanz als Kartoffeln aufwiesen!

Winterthur, 15. September 2014, Reto Diener, Präsident