… und weder stadt- noch klimaverträglich.

Die Zentrumserschliessung Neuhegi für den MIV ist Verkehrspolitik aus dem letzten Jahrhundert.

Für die Grünen Winterthur ist die geplante Zentrumserschliessung  (Beiträge dazu im Landboten und bei Stadtfilter) die falsche Strategie zur Lösung der heutigen und künftigen Herausforderungen der Mobilität. Mit den Zielsetzungen „Klimaneutralität“ sowie „Schonung verfügbarer Ressourcen“ ist ein weiterer Ausbau des Strassennetzes primär für den motorisierten Indidividualverkehr (MIV), weder stadt- noch zuukunftsverträglich. Das war schon 2017 bei der Debatte um den Richtplaneintrag so und gilt jetzt noch viel dringlicher. Die Grünen Kanton waren damals gegen diesen Eintrag und die Grünen Winterthur werden auch diesen Planungskredit bekämpfen. Das ist längst überholte Politik des letzten Jahrhunderts. Siehe auch die Motion zum Autobahnmoratorium der Grünen Schweiz oder die Ablehnung des Rosengartentunnels in Zürich. Die Zeiten ändern sich.

Unnötig ist die Strasse, weil eine raum- und ressourceneffizientere Abwicklung des Verkehrs ohne die heutigen Staus auf dem bereits existierenden Netz problemlos umgesetzt werden könnte. Man müsste nur wollen. Nur schon 10% Reduktion des heutigen Fahrzeugvolumens lässt alle Staumeldungen versiegen. Das Potenzial des heute extrem flächen- und personentransportineffizienten MIV (pro Fahrzeug im Schnitt nur etwas mehr als eine Person) sagt alles, was dazu gesagt werden muss. Das Potenzial liegt nicht im Prozentbereich, es liegt im Bereich von Faktoren! Und das ohne einen einzigen Quadratmeter mehr Strasse zu bauen, im Gegenteil.

Zu teuer ist das Projekt in Relation zum Nutzen bzgl. des eben vorgenannten. Die erwarteten mind. 200 Millionen Franken für eine überrissene Tunnelvariante müssen besser und klimaverträglicher investiert werden. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam auch die nationale Expertenkommission der Agglomerationsprogramme, welche in der Vergangenheit bereits zwei Mal (!) zum Schluss kam, dass sich Kosten und Nutzen bei diesem Projekt nicht die Waage halten können. Zwei Mal wurde die eingegebene Projektidee zu Recht auf die letzte Priorität zurückgestuft. Die allenfalls günstigere, oberirdische Variante andererseits kommt nur schon deshalb nicht in Frage, weil damit Siedlungs- wie auch wertvoller Naherholungs- und Naturraum zerstört/zerschnitten würde.

Zu spät kommt die Strasse, bzw. der Tunnel, weil eine Realisierung nicht vor rund 2040 bis 45 möglich sein wird. Bis dahin ist es aber das Ziel der kommunalen Mobilitätstrategie (siehe Klimamassnahmen), wesentlich mehr Anteile der Mobilität auf Schiene/Bus und Velo zu bringen. Denn nur so kann die langfristige Klimaverträglichkeit des Verkehrs erreicht werden. Mit der Aussicht auf eine neue MIV-Schleuse wird dieses Ziel unterwandert, ohne dass damit ein einziges Problem nachhaltig und rechtzeitig gelöst würde.

Eine reiner 1:1 Ersatz des fossilen durch einen anderen Antrieb beim MIV löst keine Mobilitätsprobleme, er schafft lediglich neue. Solange immer mehr SUV mit jeweils nur einer Person besetzt unterwegs sind, werden sowohl Klima- wie auch Ressourceneffizienz-Ziele verfehlt.

Die Politik der nächsten Jahre muss dahin wirken, dass die Flächeneffizienz der Mobilität deutlich zunimmt. Mit der Zentrumserschliessung würde stattdessen lediglich der Status Quo über ein falsches Signal an die Mobilitäts-Nutzer*innen auf diesbezüglich völlig ungenügendem Niveau weiter zementiert, konkret ver-betoniert.

Reto Diener, Gemeinderat und Co-Präsident