Stillstand bei der Verkehrsverlagerung
Der Anteil an umweltfreundlicher und effizienter Mobilität stagniert. Der private motorisierte Autoverkehr dominiert auf Winterthurs Verkehrswegen weiterhin. Staus, Lärm und verstopfte Strassen werden nicht weniger. Kein Aufatmen für die Bevölkerung.
Der Anteil an umweltfreundlicher und effizienter Mobilität stagniert. Der private motorisierte Autoverkehr dominiert auf Winterthurs Verkehrswegen weiterhin. Staus, Lärm und verstopfte Strassen werden nicht weniger. Kein Aufatmen für die Bevölkerung.
Der umfangreiche Bericht „Städtevergleich Mobilität“ zeigt viele interessante, vergleichende Fakten und Grafiken zum Thema Verkehr in Bezug auf Winterthur gegenüber fünf weiteren grossen Städten in der Schweiz. Einige Daten werden auch mit dem letzten Stand vor fünf Jahren verglichen. Der Bericht zeigt aber insbesondere auch minutiös auf, dass genau dort, wo die Probleme auch hierzu“stadte“ am meisten brennen, sich nichts zum besseren verändert hat.
Die wichtigste Messgrösse, der Modalsplit in Bezug auf die verschiedenen Verkehrsträger (Fussgänger, Velo, Bus/Bahn und Auto), hat sich gegenüber der letzten Erhebung von vor fünf Jahren statistisch um kein Jota verschoben. Es verstopfen noch immer gleich viele Autopendler mit ihren zu grossen Fahrzeugen unsere Hauptstrassen und sorgen dafür, dass Busse im Stau stecken bleiben und Velofahrer massiv behindert werden. Am erschreckendsten dabei ist, dass sogar die Zahl der autofahrenden Binnenpendler (die sich also innerhalb der Stadt von einem Ort zum anderen bewegen) noch immer auf einem zu hohen Wert von 30% liegt. Das heisst konkret, dass weiterhin fast jede dritte Ortsveränderung innerhalb der Stadt mit dem Auto durchgeführt wird. Da passt die schon fast unglaubliche Statistik gut dazu, welche aufzeigt, dass jede 2.(!) Autofahrt über eine Strecke von weniger als 5km führt.
Wenn beim Modalsplit zusätzlich noch die miserable Transporteffizienz des privaten Autoverkehrs (nur 1 Person pro Pendlerfahrzeug) mitberücksichtigt würde, dann sähe das Bild nochmals deutlich schlechter aus. Auch das ein vergleichender Fakt, der immer wieder unter den Tisch gewischt wird: Zu den Hauptverkehrszeiten sind die Busse voll, die Autos zu 3/4 leer!
Dass die öffentliche Hand in Winterthur (als einzige Stadt im Bericht!) nicht einmal weiss, wieviele Autoparkplätze es hier tatsächlich gibt, ist der nächste grosse Tolggen im Reinheft. Wer hier allerdings täglich unterwegs ist, weiss, dass es schlicht zuviele sind. Woher und wohin sollten denn die vielen Autos sonst fahren? Auch wenn Autolobby und Gewerbe bis hin zu bürgerlichen Politikeren immer wieder behaupten, Parkplätze hätten nichts mit dem rollenden Verkehr zu tun, so wird das nicht wahrer. Es ist und bleibt falsch. Von Verkehrsexperten und der täglichen Evidenz 100fach widerlegt.
Insgesamt zeigt sich einmal mehr die bürgerlich/gewerblich gefärbte Verkehrspolitik der letzten Jahre, welche sich darin gefällt, dem privaten Verkehr immer mehr den roten Teppich auszurollen: Griffige Parkplatzverordnung abgelehnt, Kapazität auf den Strassen für den MIV eingefroren, Verkehrslenkungssmassnahmen auf die lange Bank geschoben, Busbevorzugung so lange wie möglich verzögert, Veloschnellrouten in die Schublade gelegt und flächendeckend blaue Zonen immer wieder hinausgeschoben.
Es wird höchste Zeit, dass Winterthur zu einer urban angepassteren Mobilitätspolitik kommt, dass endlich Massnahmen umgesetzt werden, welche dafür sorgen, dass die Richtplan- und Umweltziele eingehalten werden können. Dafür brauchen wir auch in der Regierung neue polititische Mehrheiten.
von Reto Diener, Co-Präsident