Mit dem erstmals vorgelegten Richtplan Siedlung, Landschaft, öffentlichen Bauten und Anlagen soll die Verdichtung in der Stadt Zürich mit Qualität ermöglicht und am richtigen Ort kanalisiert werden. Für die Grünen überwiegen nach den Kommissionsberatungen insgesamt die Vorteile des neuen Richtplans, so dass die Grünen der Revision zustimmen werden. Kritische Fragen bleiben allerdings. Und Zürich steht mit den Richtplänen zu Siedlung und Verkehr vor grundlegenden Weichenstellungen, sodass die Grünen mit einem Parlamentsreferendum die Richtpläne der Volksabstimmung unterstellen wollen.

Die Stadt Zürich steht bei der Bewältigung des Klimawandels vor grossen Herausforderungen. Das Klima wandelt sich. Diese Realität stellt die Welt global vor die Frage, wie man mit zunehmender Hitze und Extremwetterlagen (insbesondere mit Starkregenereignissen) umgehen muss. Auch Zürich hat eine Antwort darauf finden, wie in einer wachsenden Stadt die Hitzeproblematik und Trockenperioden entschärft werden können. Statt immer mehr versickerungshemmenden Asphalt und Beton ist es die blau-grüne Infrastruktur, die es zu fördern gilt. Es ist uns nun in intensiver Arbeit gelungen, die Fachplanung Hitzeminderung, die erst nach Beginn der Kommissionsberatungen vorgelegt wurde, mit ihren wesentlichen Inhalten in den Richtplan zu integrieren.  

In der Planung ergänzt wird der Umgang mit Regenwasser. Bei der notwendigen Anpassung an den Klimawandel und den damit einhergehenden zunehmenden Starkniederschlägen ist es zentral, dass sich das Handeln an einer nutzungsfokussierten Bewirtschaftung von Regenwasser orientiert. Die rein schutzfokussierte Handlungsweise, die auf einen Ausbau der Kanalisation setzt, muss aufgegeben werden. Dem Umgang mit Wasser als kühlendes Element kommt eine völlig neue Bedeutung zu. Der Regen soll oberirdisch, dort wo er auch anfällt, genutzt und gespeichert werden. Das entlastet die Kanalisation, schützt vor urbaner Überflutung und erfrischt das Stadtklima. Soll die in der Fachplanung Hitzeminderung priorisierte Stossrichtung «Pflanzung von Bäumen und Schaffen von Grünflächen» nachhaltig gelingen und auch in Trockenperioden robust sein, braucht ein Wasser- und Regenwassermanagement und eine systemische Einbindung hin zu einer blau-grünen Infrastruktur (BGI).

Entsiegelte Flächen, mehr Bäume, mehr Fassadenbegrünungen und ein anderer Umgang mit dem wertvollen Wasser sollen aber nicht nur planerisch, sondern auch ganz konkret gesichert werden. Die Grünen schlagen deshalb in den besonders hitzebelasteten Innenstadtquartieren vor, die Ressource Strassenraum neu zu nutzen. An insgesamt 28 Orten sollen 15 ha neue Freiräume für Grünanlagen und Parks geschaffen werden. Beispielswiese am Bullingerplatz, beim Schlachthof oder am Escher-Wyss-Platz sollen solche Parkanlagen entstehen. Und so wie die Pariser Bürgermeisterin die Champs-Elysées zu einem riesigen Garten umgestalten will, schlagen die Grünen vor, die Sihlfeldstrasse, also die ehemalige Westtangente, von der Kalkbreitestrasse bis zum Hardplatz in eine neue Parkanlage umzugestalten – die Sihlfeldstrasse als grüne Champs-Elysées von Zürich sozusagen. 

Von Bäumen gilt es also nicht nur zu träumen, sondern es sind die planerischen und infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen, damit sie auch gepflanzt werden können.

Bei der Verdichtung sehen die Grünen noch ein grosses Potential für mehr Qualität. Ungelöst ist nach wie vor das Strassenlärmproblem für rund 140’000 übermässig vom Lärm betroffene Personen. Verdichtet werden soll deshalb nur dort, wo die Stadt Zürich ihre Hausaufgaben gemacht und Massnahmen an der Quelle für die Lärmsanierung bereits umgesetzt hat sowie auch geeignete stadtklimatische Voraussetzungen vorhanden sind oder geschaffen werden können. Und für zwei Gebiete soll es keine weitere Verdichtung geben. Zürich West ist heute schon das am dichtesten überbaute Quartier der Stadt, weshalb eine weitere Verdichtung nicht mehr erfolgen soll. Und die Gebiete zwischen Überlandstrasse und der Autobahn in Schwamendingen sind derart vom Lärm der Autobahn betroffen, dass sich eine weitere Verdichtung verbietet.

Skeptisch sind die Grünen auch, wenn im Rahmen der Verdichtung die Entwicklung der Arbeitsplätze nicht in ein gutes Verhältnis zum Bevölkerungswachstum gesetzt wird. Schon heute sind deutlich mehr Arbeitsplätze vorhanden, als Menschen in der Stadt wohnen. Das Verhältnis von Arbeitsplätzen zum Wohnen ist relevant für eine Stadt der kurzen Wege mit dem Ziel, Pendlerströme zu reduzieren. Dieser Aspekt soll in Zukunft in die Planung miteinfliessen und dieses krasse Missverhältnis soll reduziert, aber ganz sicher nicht noch weiter gefördert werden.

Da es beim Richtplan Siedlung ebenso wie beim Richtplan Verkehr um eine zentrale Weichenstellung für die Zukunft der Stadt Zürich geht, werden die Grünen ein Parlamentsreferendum anstossen, damit auch in der Stimmbevölkerung die Diskussion stattfinden kann.