Gute erste Schritte aber zu wenig konkretes für die Zukunft
Stellungnahme der Grünen Winterthur zum «Massnahmenplan Energie»
Der heute vorgestellte Massnahmenplan Energie ist zu zahnlos, um die gesteckten Ziele wirklich zu erreichen. Die in den letzten Jahren erfolgten Reduktionen im Primärenergieverbrauch und CO2-Ausstoss sind zwar erfreulich, können aber zu einem guten Teil dem weiteren Rückgang an industriellen Betrieben und energieintensivem Gewerbe angerechnet werden, wie z.B. die PanGas in der Grüze. Zur Erinnerung: Mindestens nochmals einige tausend Watt Primärenergie und 4 bis 6t CO2 Emissionen zusätzlich werden über Importe aus dem Ausland ausgelöst. Diese erscheinen in der vorgelegten Bilanz nicht, sind aber genauso verantwortlich für die Überbelastung der Biosphäre die von Herr und Frau Schweizer verursacht wird. Umso grösser müssten die Anstrengungen sein, wenigstens den hier beeinflussbaren Teil soweit wie möglich zu reduzieren.
Im Massnahmenplan fehlen wichtige Punkte, die explizit angegangen werden müssten. Zum Beispiel beim Umstieg auf erneuerbare Energien: Hier ermöglicht das kantonale PBG neu die Bezeichnung von Bauzonen mit Minimalanforderungen an die Verwendung von erneuerbaren Energien für die Haustechnik (Wärme und Strom). Wir erwarten, dass die Regierung eine diesbezügliche Revision der BZO aufgleist. Weiterhin ist unverständlich, weshalb der Energieplan so grosse Gebiete bezeichnet, welche primär mit Gas beheizt werden sollen. Gas ist wie Erdöl ein fossiler – zur Neige gehender Energieträger – der im übrigen fast gleichviel CO2 produziert und damit mittelfristig ebenso ersetzt werden muss wie Erdöl. Stattdessen wären vielmehr kleinere und grössere Wärmeverbünde mit Blockheizkraftwerken, Erdwärme und Holzverbrennung zu fördern.
Zum Beispiel bei der Mobilität: Hier besteht – das gibt auch der Stadtrat zu – der grösste Handlungsbedarf. Der Stadtrat und die bürgerlichen Parteien werden nicht müde bei jeder Gelegenheit zu betonen, wie wichtig Autos, Parkplätze und gute Strassen für die wirtschaftliche Entwicklung und die individuelle Mobilität sind. Wir können da beim besten Willen keinen Zusammenhang erkennen. Im Gegenteil. Trotz enormem Parkplatzüberhang und insgesamt wenig Stauzeiten für den MIV auf den Strassen bleibt das Problem der eher zuwenig Arbeitsplätze weiterhin virulent und wird gleichzeitig genau auch von diesen Kreisen immer wieder vehement als Problem dargestellt.
Der Zusammenhang ist herbeigeredet und nirgendwo nachweisbar. Statt die Zeichen der Zeit zu erkennen werden weiterhin neue Strassen projektiert. So in Oberwinterthur zur Erschliessung von Neuhegi. Wobei doch jedes Kind weiss, dass neue Strassen nur immer noch mehr motorisierten Individualverkehr anlocken werden. Der Teufelkreis des Energie-, Platz und Ressourcenverbrauchs dreht sich weiter, statt endlich durchbrochen zu werden. Bei der Mobilität ist noch kaum irgend ein Reduktionseffekt spürbar (das zeigen auch nationale Zahlen). Hier müsste und könnte sehr viel mehr gehandelt werden. So ist im vorliegenden Plan nicht mal benannt, wie und ob der Stadtrat die zu grosse Autoflotte der Verwaltung reduzieren und auf Alternativen umrüsten will. Erhebungen zeigten, dass die überwiegende Anzahl Autofahrten daraus rein auf Stadtgebiet stattfinden. Warum nicht vermehrt auf Velo oder Bus umsteigen?
Winterthur, 20. August 2014, Reto Diener, Präsident