Grüne verlangen Transparenz zur Störfallsicherheit von Beznau I
Mit Besorgnis nehmen die Grünen zur Kenntnis, dass die AXPO trotz erheblicher Sicherheitsmängel des AKW Beznau I diesen Block wieder ans Netz nehmen will. Es braucht nun dringend Transparenz, wie weit die Kriterien für eine Ausserbetriebnahme erfüllt sind. Falls sich die Unregelmässigkeiten (1000 Löcher im Druckbehälter) tatsächlich in jenem Bereich auf Höhe der Brennstäbe befinden, der bei einer Notabschaltung am stärksten belastet wird, muss diesem Reaktor definitiv der Stecker gezogen werden.
Es ist grobfahrlässig, dass der Verwaltungsrat der AXPO, die die Interessen der Bevölkerung der AXPO-Kantone vertreten muss, einen potentiellen Schaden von bis zu 8000 Milliarden Franken in Kauf nimmt um eine Wertkorrektur von 2 Milliarden Franken zu verhindern.
Die Fraktion der Grünen wird am kommenden Montag einen Vorstoss mit diesen Fragen einreichen:
Dringliche Anfrage der Grünen:
Transparenz zur Störfallsicherheit von Beznau I
Mitte Juli wurden am Reaktordruckbehälter des AKW Beznau I Unregelmässigkeiten festgestellt. Gemäss dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) dürfte eine Freigabe des Betriebs für den Block 1 frühestens im ersten Quartal 2016 erfolgen. Aus den Medien ist zu erfahren, dass es sich bei den Unregelmässigkeiten um rund 1’000 Löcher in den Stahlwänden des Reaktors handelt, die sich in Clustern häufen. Die belgischen AKW Doel 3 und Tihange 2 wurden vor 3 Jahren vom Netz genommen, nachdem ähnliche Unregelmässigkeiten festgestellt wurden. Der verwendete Werkstoff für den Reaktordruckbehälter versprödet unter dem Einfluss der Radioaktivität. Die fortlaufende Versprödung gilt als wesentliches Kriterium für die Ausserbetriebsnahme eines AKW. Wenn nun zusätzliche Phänomene wie die festgestellten rund 1’000 Punkte im versprödeten Bereich nachgewiesen werden, muss davon ausgegangen werden, dass diese die Qualität des Reaktordruckbehälters weiter vermindern. Im Gegensatz zu den festgestellten Unregelmässigkeiten in den beiden erwähnten belgischen AKW, die offenbar regelmässig verteilt waren, lassen die festgestellten Cluster auf eine punktuell stärkere Schwächung des Reaktordruckbehälters von Beznau I vermuten. Da der Kanton Zürich Miteigentümerin von Beznau I ist und bei einem Störfall erhebliche Schäden zu erwarten hat, ist glasklare Transparenz gefordert.
In diesem Zusammenhang bitten wir den Regierungsrat um Beantwortung folgender Fragen:
- Trifft es zu, dass sich die festgestellten Unregelmässigkeiten im Reaktormantel von Beznau I in jenem Ring befinden, der als besonders kritisch gilt für die Sicherheit?
- Erfüllt dieser Ring die Kriterien an eine Wiederinbetriebnahme des Reaktorblocks aus Sicht des Ensi, respektive wie nahe befindet sich das Material am Kriterium für eine Ausserbetriebnahme (vor und nach Befund der Löcher)?
- Wieso setzt sich der CEO der AXPO gegen die vom Ensi geforderte gesetzliche Verankerung des Langzeitbetriebskonzeptes ein, die für den Langzeitbetrieb der AKW erhöhte Sicherheitsanforderungen verlangt?
- Anerkennt der Regierungsrat, dass für die Sicherheit der Bevölkerung mindestens die Empfehlungen des Ensi (und damit auch das Langzeitbetriebskonzept) erfüllt werden sollen?
- Wie beurteilt der Regierungsrat das Verhältnis der Kosten einer definitiven Abschaltung von Beznau I zu den Kosten eines gravierenden Störfalls, der gemäss Bericht Katarisk (2003) des Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) auf maximal 8’000 Mia Fr. unter Berücksichtigung von Personen-Sachschäden und der geschädigten Lebensgrundlagen[1]?
[1] siehe Bericht vom 21.1.2015 «Haftungsrisiko des Staates bezüglich Atomkraftwerken» zum Postulat NR Daniel Vischer (Grüne) vom 13.4.2011