Völlig quer in dieser erneuerbaren Energielandschaft stehen die Atomkraft-Träume von Bundesrat Rösti. Die Ankündigung, dass der Bundesrat die Aufhebung des AKW-Bauverbots befürworte und darum einen Gegenvorschlag zur Atominitiative aus rechtsbürglichen Kreisen erarbeiten wolle, diese Ankündigung kommt daher, als hätte man gerade verpasst, welchen enormen Fortschritt die Schweiz bei der erneuerbaren Stromproduktion gemacht hat.

Auch die unsichere geopolitische Lage spricht gegen neue Atomkraftwerke: Kürzlich wurde bekannt, dass sage und schreibe 15% des Schweizer Stroms mit Uran aus Russland produziert werden, d.h. wir sind durch die Atomkraftwerke von einem autokratischen Regime abhängig, das zunehmend totalitärerer wird. Es ist unverständlich, dass Bundesrat Rösti eine Vertiefung dieser Abhängigkeit von Russland in Kauf nehmen will.

Wer die gegenwärtige geopolitische Unsicherheit ernst nimmt, setzt auf Energieeffizienz, auf intelligenten Verbrauch und auf nachhaltige inländische Energiequellen: Wasser, Sonne, Wind. Dafür muss das Stromnetz modernisiert, aber auch die energiepolitische Vernetzung mit unseren Nachbarländern vertieft werden.

Atomkraftwerke aber bringen uns nicht nur in gefährliche Abhängigkeiten, sie sind auch teuer, wirtschaftlich unberechenbar und im Betrieb hochriskant: Wir haben Tschernobyl und Fukushima nicht vergessen. Nicht oft genug ist auch zu erwähnen, dass weltweit immer noch kein Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle in Betrieb ist. Ob das nagra-Tiefenlager bei Stadel dereinst gebaut wird, ist alles andere als gewiss.

Und wer bezahlt dies alles? Der deutsche Finanzminister Christian Lindner, wahrlich kein Grüner, sagte zum Neubau von Atomkraftwerken: «Wo gibt es private Betreiber? Wo gibt es privates Kapital? Wo gäbe es einen privaten Versicherer, der das Risiko der Kernenergie im Markt versichern würde? Das gelingt nur mit Staatshaftung.“

Denn Investitionen in neue Atomkraftwerke sind hochriskant. Hier ein paar Beispiele:

  • Reaktor Hinkley Point C in England, geschätze Baukosten, statt 21 Milliarden Pfund inzwischen 35 Milliarden, Bauzeit: statt 9 mindestens 15 Jahre (bis 2031).
  • Atomreaktor Olkiluoto 3 in Finnland: 3 Milliarden Euro am Ende 11 Milliarden also Faktor 3.6 mehr, Bauzeit 14 Jahre länger als geplant.
  • Das jüngst in Betrieb genommene französische AKW in Flamanwil kostete statt 3.3 Milliarden 12 Milliarden Euro und die Bauzeit dauerte über Jahrzehnt länger als vorgesehen

Die Beispiele zeigen: Atomkraft ist nur dann rentabel, wenn die Regierungen das wollen und finanziell einspringen. Der Bau neuer AKW ist nicht wirtschaftlich, sondern ideologisch motiviert. Private machen da kaum mehr mit: Das Geld ist bei den Erneuerbaren viel sicherer investiert.

Trotzdem sind Röstis Atomphantasien schädlich: Sie gaukeln vor, dass es eine Alternative zum längst eingeschlagenen Weg mit dem Ausbau der Erneuerbaren gäbe. Sie gaukeln vor, dass der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft nicht so dringend sei. Wer aber den Ausbau der Erneuerbaren zu bremsen versucht, verlängert nur unsere Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern – und spielt damit der Erdöl- und Erdgaslobby in die Hände.

Geschätzte Anwesende, gerne erinnern wir Grüne daran: Setzen wir im Kanton Zürich unsere erfolgreiche nachhaltige Energiepolitik fort. Treiben wir die Energiewende voran. Wir wollen den nächsten Generationen keine Risiken und hochradioaktiven Abfälle übergeben, sondern eine saubere, nachhaltige Energielandschaft, die Versorgungssicherheit für alle bringt.