Klimastreik: Nicht die Blockade ist der Skandal!
Der neueste Report «Banking on Climate Change» zeigt, dass die Credit Suisse und die UBS von 2016 bis 2018 zusammen rund 83,3 Milliarden US-Dollar zur Finanzierung von fossilen Brennstoffen zur Verfügung stellten. Auf die Bevölkerung der Schweiz im Jahr 2017 heruntergebrochen, entspricht das klimaschädliche Engagement der Grossbanken rund 9800 US-Dollar pro Kopf. Das ist mehr als in jedem anderen Land.
Die Klima-Allianz Schweiz, eine Vereinigung von über 70 Organisationen, kritisiert die Nationalbank scharf: «Die Schweizerische Nationalbank befördert eine katastrophale Temperaturerwärmung von 4-6 Grad. Ihre Aktienanlagen sind für mehr als den jährlichen CO2-Ausstoss der gesamten Schweiz verantwortlich.»
Solche und viele weitere Nachrichten zeigen: Jeder Franken, den wir einer Bank anvertrauen, wirkt sich auf Umwelt und Gesellschaft aus. Das gilt auch für Bankkredite. Falls diese in fossile Projekte investiert sind, schädigen sie das Klima und zerstören die Umwelt.
Klimaexperte Patrick Hofstetter vom WWF Schweiz sagt: «Der Schweizer Finanzplatz finanziert Emissionen im Umfang von 1100 Millionen Tonnen CO2 mit. Damit steht die Schweiz ungefähr auf Platz sechs der Länder mit den höchsten Emissionen.» Zum Vergleich: 2017 wurden in der Schweiz aufgerundet 50 Mio. Tonnen Treibhausgase ausgestossen, also rund 22 mal weniger.
Die Investitionspolitik von Banken und weiteren Kreditinstituten ist also extrem klimarelevant. Das haben viele Versicherungen schon gemerkt und ihre Investments im fossilen Bereich heruntergefahren. Auch die Pensionskassen sind einen Schritt weiter, nicht nur, aber auch diejenige der Stadt Zürich. Bloss unsere Grossbanken UBS und CS wollen sich nicht bewegen. Zwar gesteht die CS ihre Pflicht, etwas gegen den Klimawandel beizutragen, durchaus ein. Aber an ihrer Investitionspraxis will sie dennoch nichts ändern.
Daher können die Grünen Stadt Zürich nichts Verwerfliches daran finden, wenn Klima-Aktivistinnen und –aktivisten eine friedliche Blockade der CS-Eingänge veranstalten, um auf die genannten skandalösen Zustände aufmerksam zu machen. Wer sich darüber aufregt, sei darauf hingewiesen: Einmal mehr werden dabei TäterInnen und Opfer verwechselt. Wer auf das klimavernichtende Geschäftsmodell von Banken aufmerksam macht, ist nur der Überbringer der schlechten Nachricht. Wir Grünen regen uns über die Nachricht auf, nicht über den friedlichen Protest.
Wir verstehen in diesem Sinne auch nicht, warum die Polizei mit derart vielen Einsatzkräften vor Ort war und warum die Staatsanwaltschaft die Verhafteten derart lange im Gefängnis behält. Das ist für uns nicht mehr verhältnismässig. Das Muster ist seit Jahrzehnten dasselbe in Zürich: Ein ungestörter Geschäftsgang wird als wichtiger eingestuft als der legitime Protest gegen destruktive Geschäftsmodelle. Das Business schlägt die Meinungsfreiheit. Die Polizei ist gut beraten, im Hinblick auf weitere absehbare Aktionen zu überlegen, wie sie künftig reagieren will. Und der Stadtrat soll sich überlegen, wie er seinen Einfluss auf die Grossbanken geltend machen kann. Die eigentlichen Skandalverursacher müssen zur Rechenschaft gezogen werden.